Darmstädter Echo
27. April 2013 | jah
Vorbildlicher Einsatz gegen Rassismus
„Gesicht zeigen!“ – Renate Dreesen und das „Netzwerk für Demokratie und Courage“ geehrt
Das Denkzeichen Güterbahnhof, von dem aus 1942 und 1943 die Todeszüge in die Vernichtungslager fuhren. Der Erinnerungsort Liberale Synagoge auf dem Klinikumsgelände. Das rostige Denkmal gegenüber dem Justus-Liebig-Haus, das an die Deportation der Sinti und Roma erinnert. gegen das Vergessen. Oder die Stolpersteine auf Darmstadts Straßen: All diese Orte sind Mahnmale, die eine Haltung gegen Fremdenhass im Stadtbild sichtbar werden lassen. Beispielhaft – und im Sinne des Darmstädter Preises „Gesicht zeigen!“, der am Freitag vergeben wurde.
Einstimmige Auswahl der Jury
Aus acht Vorschlägen hatte sich die Jury jeweils einstimmig für die Preisträger ausgesprochen. So erhielt Renate Dreesen den Preis für einen besonderen Beitrag zur Erinnerungskultur in Darmstadt. Die Lehrerin der Heinrich-Emanuel-Merck-Schule hatte sich maßgeblich für den Gedenkort Güterbahnhof eingesetzt. Neben ihrem Engagement für die Gedenkstätte organisiert Renate Dreesen immer wieder Begegnungen zwischen Überlebenden des Holocausts und Jugendlichen. „Damit leistet sie einen wichtigen Beitrag zur Völkerverständigung, gegen das Vergessen“, wie Oberbürgermeister Jochen Partsch sagte.
„Unglücklich das Land, das Helden nötig hat“, zitierte die Preisträgerin Bertolt Brecht in ihrer Dankesrede und fügte hinzu: „Ich bin stolz, dass wir keine Helden sein müssen, sondern nur starke Nerven für solche Initiativen brauchen.“
Damit schlug sie eine Brücke zu dem zweiten Preisträger: Das „Netzwerk für Demokratie und Courage“ wurde für eine besondere Präventionsarbeit „mit hohem inhaltlichen Niveau“ – wie Partsch in der Begründung sagte – ausgezeichnet. Der Verein bietet Projekttage an Schulen zu den Themen Diskriminierung, Rassismus, Sexismus oder Homophobie an, die Schüler fit machen sollen gegen menschenverachtende Einflüsse in der Gesellschaft.
„Wir zeigen den Jugendlichen außerdem, wie Zivilcourage konkret umgesetzt werden kann, wenn es drauf ankommt“, sagte Sascha Schmidt, der den Preis stellvertretend für den Verein entgegen nahm. Die Besonderheit an dem Projekt: Die Ehrenamtlichen sind zwischen 20 und 30 Jahren alt. „Wir sind näher an den Jugendlichen dran, wir erreichen sie besser“, sagte einer der Teamer, Stefan Salewski.
Weil die Nachfrage nach den für die Schulen kostenfreien Projekttagen ansteige, könne der Verein das Preisgeld in Höhe von 1000 Euro gut gebrauchen, sagte Schmidt. Renate Dreesen, die ein Preisgeld in gleicher Höhe erhält, möchte damit den Dokumentarfilm „Was geht uns das an?“ – den sie gemeinsam mit einer 11. Klasse nach dem Gespräch mit Zeitzeugen der NS-Diktatur gedreht hat – mit englischen Untertiteln versehen, um ihn damit noch mehr Jugendlichen zugänglich zu machen.