Zeitzeugengespräch mit Dr. Max Mannheimer

Theresienstadt – Auschwitz Warschau – Dachau

Max Mannheimer hat alles durchlitten, was einem Menschen, in dem von Deutschen entfesselten Inferno zustoßen konnte: Demütigung, Vertreibung, Internierung im Ghetto, Tod fast der ganzen Familie in der Gaskammer, Arbeitslager und KZ, Hunger, Krankheit und Misshandlung. Wie durch ein Wunder hat er, gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder, diese Hölle überlebt.

Nie wieder, so schwor er sich, wollte er nach Deutschland, in das Land seiner Peiniger. Doch dann lernte er eine junge Deutsche kennen, die im Widerstand gewesen war, und gründete in München, der ehemaligen Hauptstadt der Bewegung, eine Familie. Mannheimer sprach nicht über das, was er erlebt hatte. Erst als er irrtümlich seine Tod nahen glaubte, entschloss er sich, für die Nachgeborenen das Erlittene festzuhalten.

Heute ist Max Mannheimer unermüdlich tätig in Vorträgen, Diskussionen und Führungen durch die KZ-Gedenkstätte Dachau. Seit 1988 ist Vorsitzender der Lagergemeinschaft Dachau. In zahllosen Veranstaltungen, vor allem auch in Schulen, leistete er die schmerzliche Arbeit der Erinnerung und ist so eine unentbehrlicher Streiter für unsere demokratische Kultur. Sein „Spätes Tagebuch” ist ein großes menschliches Dokument.

„Ihr seid nicht verantwortlich für das, was geschah. Aber dass es nicht wieder geschieht, dafür schon.”

(Max Mannheimer im Gespräch mit Schülern)

Dr. Max Mannheimer sprach zu einem interessierten Publikum in Pfungstadt als Zeitzeuge in der ehemaligen Synagoge in Pfungstadt.

Klezmer meets Zigan mit Irith Gabriely und Schnuckenack Reinhardt, Peter Prystaniak am Flügel

Benefizkonzert am 13.5.2003 zur Finanzierung des Denkzeichens

 Klezmer meets Zigan 

In dem ausverkauften Konzert begegneten sich die charismatische „Königin der Klezmermusik” Irith Gabriely (COLALAILA) aus Israel und die 82-jährige „Legende des deutschen Zigeunerjazz” und Nr. 1 der europäischen Zigeunermusik Schnuckenack Reinhardt zu einem mitreißenden Dialog zwischen
Jewish Soul und Gypsy Heart vor fast 600 begeisterten Zuhören.

Mit diesem Benefizkonzert möchte die Initiative „Gedenkort Güterbahnhof Darmstadt”, die sich im Frühjahr 2002 gegründet hat, einen Teil des Denkzeichens Güterbahnhof finanzieren.

Zielsetzung: Die Initiative hat sich zum Ziel gesetzt, auf dem der Deutsche Bahn AG gehörenden Gelände einen Ort des Gedenkens für die von Darmstadt aus deportierten Opfer des Holocaust zu schaffen. Die Bahn AG unterstützt unser Vorhaben und wird uns ein an der Einfahrt liegendes Geländestück zur Verfügung stellen. Vom Oberbürgermeister der Stadt Darmstadt haben wir ebenfalls generelle Unterstützung der Stadt und ihrer Ämter sowie einen materiellen Beitrag zugesichert erhalten.

Künstlerischer Entwurf: Für die Gestaltung des Projekts haben wir die Künstler Ritula Fränkel und Nicholas Morris gewonnen werden, die mit der 2001/2002 in der Synagoge Darmstadt und der ehemaligen Synagoge gezeigten Installation „X-odus” hervorgetreten sind. Außerdem berät uns Professor Werner Durth vom Fachbereich Architektur der TUD, Mitglied in zahlreichen Beratergremien von Gedenkprojekten. In die Gestaltung sollen u.a. ein Prellbock und Schienenstücke sowie ein Glaskubus einbezogen werden, in dem die auf Glasscherben eingravierten, zerbrochenen Namen von Deportierten sichtbar aufbewahrt sind. Das Denkzeichen selbst wird durch ein Begleitheft ergänzt werden, das neben einer historischen Darstellung der Deportationen und einigen Dokumenten Namen der von Darmstadt aus deportierten Juden und Sinti enthalten wird.

Die Initiative „Gedenkort Güterbahnhof Darmstadt” wird wesentlich getragen von der Arbeitsgemeinschaft Geschichte vor Ort Darmstadt, der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Darmstadt, dem Arbeitskreis ehemalige Synagoge Pfungstadt sowie dem Stadtverband Darmstadt der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft.

www.denkzeichen-gueterbahnhof.de

Programm 2002

Programm 2002

 

17.1. – 3.2.2002          X-ODUS – Jüdisches Leben nach 1945

Installationsausstellung von

Ritula Fränkel und Nicholas Morris

27.1.2002                    Gedenken heute – Tag der Befreiung von Auschwitz.

20.3.2002                    Landschaften und Menschen in Israel

Bilder der Malerin Ruth Patt, Haifa

Musikalische Begleitung Irith Gabriely

23.5. 2002                   Lesung mit der Schriftstellerin Esther Dischereit

21.9.2002                    Fahrt zum KZ Struthof im Elsass

10.11.2002                  Gedenkveranstaltung und Eröffnung der Ausstellung

                                    Zirkus Lorch – Die Artistin,

                                    der Clown und ihr Retter

 

In Hollywood verfilmt, aber in Pfungstadt unbekannt

Gedenkveranstaltung und Eröffnung der Ausstellung

Irene Bento überlebte den Holocaust, weil der Zirkus Althoff sie versteckte / Ausstellung in der ehemaligen Synagoge

Von Astrid Ludwig

Als Luft- und Seilartisten war die jüdische Familie Lorsch aus Eschollbrücken weltberühmt. Sie gastierte schon um die Jahrhundertwende in Buenos Aires und New York. Die Nazis ermordeten viele Familienmitglieder in Auschwitz. Irene Bento, Enkelin des Zirkusgründers, überlebte, weil der Zirkus Althoff sie und ihre Angehörigen vier Jahre lang versteckte. Eine Ausstellung in der ehemaligen Synagoge in Pfungstadt dokumentiert von Sonntag an die Geschichte der Retter und Geretteten.

DARMSTADT/PFUNGSTADT. Die Fotos erzählen Geschichten aus einer anderen Welt und anderen Kontinenten. Als die meisten ihrer Nachbarn im kleinen Eschollbrücken, heute Stadtteil von Pfungstadt, oftmals nur bis Darmstadt reisten, schlug die Zirkusfamilie Lorsch ihre Zelte am Zuckerhut auf, in Buenos Aires, sie gastierte in New York und Philadelphia oder in Paris. Wenn sie im Winter ihr Quartier in die Heimat verlegten, zogen sie mit Elefanten und Prunkwagen nach Eschollbrücken ein und wurden dort von einem Musikzug empfangen. Die Pfungstädter Straße, in der sie lebten, hieß im Volksmund Lorsche Gass.

“Die Lorschs waren polyglott. Sie sprachen zwischen fünf und zehn Sprachen. Kosmopoliten, die irgendwie gar nicht ins Dorf passten”, sagt Renate Dreesen. Fasziniert blättert die Vorsitzende des Arbeitskreises “Ehemalige Synagoge Pfungstadt” in den Fotoalben, die ihr Irene Bento aus dem Familienbesitz geliehen hat. Dreesen ist Mitglied im Darmstädter Arbeitskreis “Geschichte vor Ort” und organisiert jährlich die Gedenkfeiern zur Erinnerung an die Deportation der jüdischen Familien, der Sinti- und Roma am Darmstädter Güterbahnhof mit. Sie hat die am Sonntag beginnende Ausstellung in der Pfungstädter Synagoge über die Bentos initiiert. “Eine Geschichte, die unbedingt erzählt werden muss. Eine Rettergeschichte.” Für Renate Dreesen ist es wichtig, dass zum Gedenktag der Pogrome gegen Juden “auch die positiven Beispiele gezeigt werden”.

Die Geschichte der Irene Bento, die seit Kriegsende mit ihrem Mann Peter wieder in Eschollbrücken lebt, ist so ein Beispiel. “Ihr Leben wurde in Büchern geschildert und von Barbra Streisand verfilmt, doch in Pfungstadt kennt sie keiner oder will sie keiner kennen”, bedauert Dreesen. Irenes Retter, Maria und Adolf Althoff, ebenfalls eine weltberühmte Zirkusfamilie, wurde für ihr mutiges Handeln von Yad Vashem mit der Medaille der “Gerechten der Völker” ausgezeichnet. In Eschollbrücken nahm kaum einer Notiz davon.

Die Familie – Irene, die Eltern Alice und Hans, die Schwester Gerda – leben als Artisten, bis ihnen der zunehmende Antisemitismus der 30er Jahre das Leben schwer und die Arbeit unmöglich macht. Irene darf nicht länger in die normale Schule gehen. Weil die Klassenkameraden ihr vorwerfen, “dass Juden stinken”, lutscht sie als Kind immer Pfefferminzbonbons, erzählt sie in ihren Erinnerungen. Ein Zahnarzt aus dem Ort gewährt ihr trotz der rassistischen Nazi-Hetze Arbeit.

Als der Zirkus Althoff in der Nähe gastiert, schickt ihre Mutter sie zu den Artisten, um nach Arbeit zu fragen. Die inzwischen 18-Jährige lernt den Musikclown Peter Bento kennen, die beiden verlieben sich. Irene, ihre Mutter und ihre Schwester finden Unterschlupf und gehen mit Althoff auf Tournee. Irene tritt als Clown auf, als Zirkusreiterin und Elefantendompteurin. Immer wieder müssen sie sich auch dort zwischen 1941 und 45 vor den Kontrolleuren der Nazis verstecken. Doch sie überleben dank der Solidarität der Artisten, während die Großmutter Sessie Lorch und deren Geschwister in Auschwitz ermordet werden. Nach dem Krieg kehren die Bentos als einzige jüdische Familie nach Eschollbrücken zurück. Sie arbeiten weiter als Artisten, auch die fünf Kinder ergreifen diesen Beruf.

“Ihr Schicksal muss thematisiert werden. Ihnen sollte die Ehre erwiesen werden, die sie verdienen”, findet Renate Dreesen. Mit Originalfotos und Zirkuskostümen der Familie Bento hat sie die Ausstellung komplettiert, die am Sonntag, 17 Uhr, mit einer Gedenkfeier in der ehemaligen Synagoge, Hillgasse 8, in Pfungstadt eröffnet wird. Irene und Peter Bento, beide heute 80 Jahre alt, haben ihren Besuch zugesagt.

� Die Ausstellung ist bis Ende November jeweils mittwochs bis samstags von 16 bis 18 Uhr zu sehen und sonntags von 10 bis 12 Uhr sowie nach Vereinbarung (Tel. 06157/ 84470)

Ruth Patt: „Menschen und Landschaften in Israel“

Ruth Patt: „Menschen und Landschaften in Israel“
Musik: Irith Gabriely, Queen of Klezmer

Ruth Patt
Die Mutter

Malerin Haifa/Israel

Geboren am 4.12.1926 in Wien als musisch begabte Tochter von Elieser und Malka Achtel.
1939 wanderte die Familie nach Palästina aus. Dort besuchte Ruth nach ihrem Abitur die Hochschule der Künste „Bezal’el“ in Jerusalem und absolvierte 1946 – 1948 ihr Studium der Malerei, Bildhauerei und Fotografie.
Ruth hat drei Kinder: Irith, Doron und Ziva.
Sie lebt mit ihrem Mann Isaak in Haifa/Israel.

Irith GabrielyDie Tochter

Musikerin Queen of Klezmer

Geboren 1950 in Haifa, nach der Schulzeit Studium an der Musikhochschule in Tel Aviv.
Seit 1974 lebt Irith Gabriely in Deutschland, hat in vielen Orchestern gespielt. Von 1978 bis 1995 spielt sie Symphonieorchester des Staatstheaters Darmstadt mit.
Seit mehr als 10 Jahren ist Irith mit ihrer Gruppe „Colalaila“ nicht nur in Deutschland, sondern auch international erfolgreich. Sie hat zahlreiche CDs herausgebracht.

Isaak PattDer Vater * Haifa/Israel

Geboren in Polen, kam er mit 2 Jahren 1924 nach Palästina. Er gehört zur Generation von Pionieren, die den Staat Israel mit aufgebaut haben.
Heute ist Isaak Patt Pensionär.
An seinem 80. Geburtstag überraschte er seine Familie mit eigenen Gedichten und Aufzeichnungen aus seinem Leben.

X-ODUS – Jüdisches Leben nach 1945

Installationsausstellung von Ritula Fränkel und Nicholas Morris
Sonderveranstaltung mit den Künstlern am 27.1.2002 um 11Uhr zum Tag der Befreiung von Auschwitz

Der Arbeitskreis ehemalige Synagoge Pfungstadt lädt ein:
Am Donnerstag den 17.1.2002 um 19 Uhr wird die Installationsausstellung
X-ODUS der Künstler Ritula Fränkel und Nicholas Morris in der ehemaligen Synagoge in Pfungstadt eröffnet.

Die ortsbezogene Installation, die jüdisches Leben in Hessen nach 1945 künstlerisch interpretiert und historische Dokumente aus Archiven und Inventaren und persönliche Erinnerungsgegenstände mit einbezieht, wird bis zum 3.2.2002 in der Hillgasse 8 zu besichtigen sein. Die beiden Künstler schaffen mit den Objektinstallationen ein visuelles Erinnerungstagebuch, ähnlich den Memorbüchern der osteuropäischen Juden, in dem sowohl die Kultur der Diaspora als auch Einzelschicksale herausgelesen werden können.

Mit Bildern, Objekten, Zeichnungen, Textilien und Texten wird Erinnerung konstruiert und ein Gedächtnis der Dinge geschaffen.

Die Ausstellung ist geöffnet vom 18.1. bis 3.2.2002 jeweils von 16 Uhr bis 18 Uhr, Sonntags von 10 Uhr bis 12 Uhr

Ermöglicht durch die Unterstützung von:
Berchelmannsche Apotheke, Buchhandlung Faller, DGB – Ortskartell Pfungstadt, Früchte Michel, Hechler & Nickel, Buchhandlung Helene, Kaufhaus Riedinger, Küchen Lang, Modehaus Ley, Nadja, Fisch Rithgen, Neukauf Brunner, Optik Bogorinski, Schaulade, Strumpfmoden Fissel, Stumpf Schreibwaren, Sparkasse Darmstadt, Wäscheladen Wißler, Juwelier Welz, Frotscher Druck GmbH u.a.

Programm 2001

25.10.2001 Lesung und Zeitzeugengespräch mit Ruth David

Im Alter von neun Jahren musste die in Fränkisch-Crumbach im Odenwald geborene Ruth Oppenheimer ihre Heimat verlassen. Mit einem Kindertransport kam sie nach England und konnte so dem Schicksal entfliehen, von den Nazis deportiert und ermordet zu werden.

 

Ruth David, die lange Jahre in England als Lehrerin arbeitete und heute in den USA lebt, hat ein Buch geschrieben über ihre Kindheit in Fränkisch-Crumbach, die zunehmenden Verfolgungen, denen sie und ihre Familie ausgesetzt waren, sowie auch über die schwierigen Jahre als Kind allein in England. Dass ihre Eltern das NS-Regime nicht überlebten, erfuhr sie erst nach Ende des Krieges.

 

Seit einigen Jahren kommt Ruth David auf Einladung der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung und liest in Schulen und anderen Veranstaltungen. Am 25.Oktober wird Ruth David zum ersten Mal in Pfungstadt in der neu renovierten Synagoge als Zeitzeugin sprechen.

 

Sie sind dazu herzlich eingeladen.