Gedenkmatinee zum 9. November 2014

Noch ein Glück

Erinnerungen[1]

Die Erinnerungen der »Überlebenden«, heute 90-jährigen

Trude Simonsohn

Seit Jahrzehnten erzählt die in Frankfurt lebende Trude Simonsohn in Schulen, Institutionen und kulturellen Vereinen aus ihrem Leben, das sie zu einer Zeugin der großen politischen Verwerfungen im zwanzigsten Jahrhundert werden ließ. 1921 in Olmütz geboren, wuchs sie zweisprachig auf, besuchte das deutsche Gymnasium, durfte aber nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht und der Annexion der Tschechoslowakei als Jüdin keine Berufsausbildung absolvieren. Sie verlor ihren Vater im KZ Dachau, ihre Mutter in Auschwitz. Sie selbst engagierte sich in der jüdischen Jugendarbeit und Vorbereitung der Auswanderung deutscher und tschechischer Juden nach Palästina. 1942 wurde sie nach dem Attentat auf Reinhard Heydrich des Hochverrats angeklagt, in Einzelhaft genommen, später in verschiedene Konzentrationslager verschleppt, bevor sie schließlich im Mai 1945 aus dem KZ Merzdorf bei Groß-Rosen befreit wurde.
Nach 1945 arbeitete sie für die jüdische Flüchtlingshilfe in der Schweiz, machte eine Ausbildung zur Krankenpflegerin, kümmerte sich um tuberkulosekranke und traumatisierte Kinder, die durch den Holocaust zu Waisen geworden waren.
1955 ging sie nach Frankfurt am Main, wo sie in der jüdischen Gemeinde die Stelle für Sozialarbeit und Erziehungsberatung übernahm, 1989–1992 den Gemeindevorsitz.

Die Erinnerungen an ihr ereignisreiches Leben schrieb die 90-Jährige zusammen mit der Frankfurter Sozialwissenschaftlerin Elisabeth Abendroth auf


[1]  Wallstein Verlag, 14,90€   ISBN: 978-3-8353-1187-9 (2013)

 

Zeitzeugengespräch mit Trude Simonsohn und Elisabeth Abendroth

Am Sonntag, dem 9.11. fand in der Synagoge Pfungstadt ein sehr eindrucksvolles
Zeitzeugengespräch mit Trude Simonsohn und Elisabeth Abendroth statt.
Frau Simonsohn berichtete vor etwa 50 interessierten Zuhören, darunter viele Schüler der Friedrich-Ebert-Schule und der Heinrich-Emanuel-Merck-Schule über ihre Lebensgeschichte, ihre Verfolgung als Jüdin, ihre Zeit im Gefängnis und in den Konzentrationslagern  Theresienstadt und Auschwitz. In der anschließenden Diskussion wurden viele Fragen erörtert, die die Zeit des Nationalsozialismus und unsere Gegenwart, u.a. auch das Auftreten von Neonazis betrafen.

Die 93 jährige Trude Simonsohn sagte z.B. , dass sie das Leben in Deutschland, wo die Verbrechen der NS-Zeit überwiegend totgeschwiegen wurden, vor allem ertragen hat, weil sie engen Kontakt zu ehemaligen Widerstandskämpfern hatte, wie dem Ehepaar Heydorn. Irmgard Heydorn – sie ist heute 98 –  war zusammen mit Trude Simonsohn bereits 2007 in der Synagoge in Pfungstadt.

Den jungen Zuhörern gab Trude Simonsohn mit auf den Weg, kritisch zu sein und auch bereit zu sein, Widerstand zu leisten. Sie kritisierte auch, dass die Widerstandskämpfer bis heute nicht die gesellschaftliche Ehrung und Anerkennung erfahren, die angemessen ist.
Es ist vor allem Elisabeth Abendroth zu danken, dass die Lebenserinnerungen in dem Buch „Noch ein Glück“ erscheinen konnten.

Kontakt:

Renate Dreesen,1.Vorsitzende, Adam-Schwinn-Str. 49, 64319 Pfungstadt, Tel/Fax 06157/84470 rdreesen@gmx.net www.synagoge-pfungstadt.de

Spendenkonto: Sparkasse Darmstadt BLZ 508 501 50 Konto 50003191