Arbeitskreis ehemalige Synagoge Pfungstadt e.V.
Stadt Pfungstadt – Evangelische Kirchengemeinden Pfungstadt, Eschollbrücken und Hahn – Katholische Kirchengemeinde Pfungstadt – Friedrich-Ebert-Schule – Bunt ohne Braun im Landkreis Darmstadt-Dieburg
Walter Renneisen liest
Jizchak Katzenelson:
“Das Lied vom ausgerotteten jüdischen Volk“
Am Flügel: Ekaterina Kitàeva
Sonntag, 26.1.2020 um 17.00 Uhr
Synagoge Pfungstadt, Hillgasse 8
Kontakt: Renate Dreesen,1.Vorsitzende, Adam-Schwinn-Str. 49, 64319 Pfungstadt
Jizchak Katzenelson:
Jizchak Katzenelson war ein jüdischer Lyrikerund Dramatiker, der auf Hebräischund Jiddischschrieb und als Begründer des neuhebräischenDramas gilt. Seine in einem Lager in Ostfrankreich versteckten letzten Dichtungen, die nach dem Krieg zum Teil ins Hebräische übersetzt wurden (Das Lied vom erschlagenen jüdischen Volk), sind einmalige, erschütternde Dokumente der jüdischen Leidenserfahrung, die Walter Renneisen in der Synagoge in Pfungstadt am Holocaustgedenktag vorträgt.
Jizchak Katzenelson wurde 1886 in der Nähe von Minsk als Sohn des hebräischen Schriftstellers Jakob Benjamin Katzenelson geboren. Seit 1911 veröffentlichte Jizchak Katzenelson, der bereits im Alter von 13 Jahren Lieder zu schreiben begonnen hatte, Theaterstücke in Hebräisch und Jiddisch. Sein Drama Anu chajim umetim („Wir leben und sterben“) war das erste in hebräischer Sprache des Moskauer Theaters Habima.
Katzenelson war kämpfte im Warschauer Ghetto Aufstand, der am 19. April 1943 begann. Um sein Leben zu retten, verschaffte ihm das Kommando der jüdischen Kampforganisation gefälschte Papiere und schleuste ihn in den „arischen Teil“ von Warschau, wo er, wie viele andere, vergeblich hoffte in die Freiheit zu gelangen.
Stattdessen kam er in ein Sonder-KZ nach Vittel am Rande der Vogesen. Dort schrieb er auch sein Lid funm ojsgehargetn jidischen folk (Fertigstellung des Manuskripts am 17. Januar 1944). Das Manuskript vergrub er, in Flaschen verpackt, gemeinsam mit der Mitgefangenen Miriam Novitch, die überlebte, unter einem Baum. Das Lager wurde dann am 12. September 1944 von den Alliierten befreit.
Eine Kopie des Manuskripts wurde, in einen Koffergriff eingenäht, durch eine Lagerkameradin, der er es übergeben hatte, 1944 nach Palästina geschmuggelt. Beide Exemplare sind erhalten geblieben.
Ende April 1944 wurde Katzenelson mit seinem siebzehnjährigen Sohn Zwi im „Konvoi 72“ nach Auschwitz deportiert, wo sie am 1. oder 3. Mai 1944 vergast wurden. Zuvor hatte er in Vittel seinen alten Freund aus früheren Lodzer Tagen, Dr. Nathan Eck (gest. Tel Aviv 22. Februar 1982), wiedergetroffen, der ebenfalls im April 1944 von Vittel nach Auschwitz deportiert werden sollte, dem es aber gelungen war, vom Zug abzuspringen und nach Paris zu entkommen.
Im Februar 1945, noch vor Ende des Krieges, gab er Katzenelsons Werk Dos Lid … im jiddischen Original in Paris heraus. Nathan Eck hatte Katzenelson in Vittel versprechen müssen, Dos Lid … herauszugeben, sollte der Dichter den Krieg nicht überleben.
Hermann Adlerübertrug 1951 Das Lied vom letzten Juden ins Deutsche. So erschien der Text zum ersten Mal in Deutschland.
1994 übersetzte Wolf Biermannmit Hilfe von Arno Lustiger den Text erneut: Großer Gesang vom ausgerotteten jüdischen Volk.
Katzenelsen schrieb seine ergreifenden Verse in 15 Gesängen im KZ Vittel, der Text ist schwer zu lesen, schwer zu ertragen, aber unvergleichlich. Seine Verse werden lebendig durch Walter Renneisen.
1. Lied
Sing. Nimm die hohle, ausgehöhlte Harfe.
Qual Durchpulst die dünnen Saiten.
Wirf die Finger, bang, Wie Herzen schwer, auf sie.
Dann- sing ein letztes Mal.
Sing, sing! Europas letzten Juden sing den Grabgesang.
Wie kann ich singen, öffnen meinen Mund, der bebt?
Allein bin ich.
Sieh: ausgerottet hat der Tod Mein Volk.
Verdorrt ist meine Zunge.
Furcht nur lebt in mir.
Die Fernen schluchzen.
Unbeklagt klagt Not.
Begleitet werden die Gesänge des Katzenelsen durchdie wunderbare
Ekaterina Kitàeva am Flügel.
Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten.
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